Hallo ihr Lieben, letzte Woche haben wir euch einen Überblick über das schöne Leben mit Hund gegeben. Und bevor ihr richtig loslegt, ist ein wenig Hintergrundwissen sehr interessant und hilfreich.
Wir starten mit…
Wie lernt mein Hund
Grundsätzlich lernen Hunde immer. Sie lernen uns zu lesen – unsere Mimik und unseren Tonfall zu deuten, Wörter zu verstehen und zu interpretieren. Sie lernen auch die Hundesprache weiter – von Artgenossen, die anders aussehen oder sich anders verhalten als die bis dahin bekannten Geschwister oder die Hundeeltern. Sie lernen, wie man Konflikten aus dem Weg geht und testen sich aus – was kann ich mir bei Mensch oder Hund erlauben, bevor es Ärger gibt, wer steuert wen (sprich wer agiert und wer reagiert) und vieles mehr. Dazu lernen sie Geräusche und Umgebungen einzuschätzen und zu interpretieren. Und während wir teilweise abgelenkt sind am Tag – mit Arbeiten, Telefonieren, Putzen oder Kochen – lernen unsere Hunde weiter. Sie haben ja viel Zeit 😉
Hui, ganz schön viel, nicht wahr.
Wichtig für euch ist, dass Hunde:
- Viele Wiederholungen brauchen
- Eine kurze Verknüpfungszeit haben
- Orts- und personenbezogen lernen
Wiederholungen & Orte
Das bedeutet, dass Hunde ca. 5.000 Wiederholungen an verschiedenen Orten brauchen, bis ein „Kommando“ gefestigt ist. Wenn ein Sitz im Wohnzimmer funktioniert, bedeutet das noch lange nicht, dass unser Hund es auch draußen kann und dann noch nicht, dass er es auch unter Ablenkung kann – z.B. wenn ein anderer Hund in der Nähe ist oder das Eichhörnchen im Baum turnt 😅 All das müssen Hunde üben.
Verknüpfung
Mit einer Verknüpfungszeit von ca. 3-5 Sekunden (manchmal auch nur eine halbe Sekunde), müssen wir auch sehr schnell sein im Belohnen für gewolltes Verhalten. Setzt sich der Hund zwar auf „Sitz“ hin, fixiert aber kurz darauf oder dabei das Eichhörnchen, könnte es sein, dass er das Lob als Lob für „Eichhörnchen orten“ sieht und dies dann evtl. vermehrt zeigt.
Wenn ihr euren Hund ruft und ihn direkt darauf ein Sitz machen lasst und dann erst lobt / belohnt (in den Anfängen des Trainings), dann ist das ungefähr so, als würdet ihr eure(n) Partner*in bitten, die Spülmaschine auszuräumen und als Belohnung bekommt er kein Danke, sondern wird zur Waschmaschine geschickt. Mmmmh, blöd – ein Lob für die Spülmaschine wäre uns lieber gewesen und wenn es dafür ein Eis gegeben hätte, dann hätten wir in freudiger Erwartung auf ein zweites Eis auch gerne noch die Waschmaschine eingeräumt 😁
Personenbezug
Wenn euch eure Oma dafür ein Eis geben würde und euer Opa gleich die nächste „Aufgabe“ für euch bereit hält – Bei wem macht ihr es lieber? Und umgekehrt, wenn eure Oma schimpft und es verbietet, wenn ihr fragt, ob ihr an die Keksdose dürft, dann fragt ihr lieber Opa oder geht eben heimlich an die Keksdose 😉
Ps.: Zu viele Kekse sind nicht gesund und so wie wir, müssen eben auch Hunde lernen, dass es nicht immer an die Keksdose geht, wenn sie das wollen – und das lässt sich sinngemäß auf so viele Situationen übertragen 😇
Weiter geht´s mit…
Wieviel Wolf steckt eigentlich noch in meinem Hund?
Jeder weiß, dass der Hund vom Wolf abstammt. Seitdem ist viel passiert.
Fakt ist: In unserer heutigen Gesellschaft wäre ein Wolf als Haustier denkbar ungeeignet 😅
Deshalb hat der Mensch vor langer Zeit angefangen, bestimmte Eigenschaften und Charaktere zu züchten – und grundsätzlich ganz egoistisch zu seinem Vorteil. Die Jagdhunde, die Hütehunde, die Herdenschutzhunde, die „Zug“-Hunde, die Haus- und Hof „Allround-Hunde“, etc. Und je nach Epochen, persönlichen Vorlieben und „Nutzen“ haben wir die Rassen weiter spezialisiert und schließlich typisiert, so dass jede Rasse und jeder Mix seine genetischen Grundlagen und unterschiedliche Anteile an „wölfischem Erbe“ mitbringt. Der eine mehr, der andere weniger…
Das Thema ist super spannend und fast unendlich zu beleuchten – viele Bücher sind dazu gefüllt worden und wir haben immer mehr erforscht und dazu gelernt.
Wichtig für dich und deinen Welpen zu wissen:
- Unterschiedliche Rassen & Dialekte
- Bellen und Knurren gehört zur Kommunikation
- Kein genereller Welpenschutz
- Ein Hund ist kein Wolf
Rassen & Dialekte
Da es so viele Rassen gibt, gibt es auch sozusagen „Dialekte“ bei den Hunden. Ein Wolf hat eine viel umfangreichere Mimik und Körpersprache als ein Schäferhund und ein Husky mehr als ein Mops. Dazu haben wir gewisse Kommunikationsmerkmale der Hunde über unsere Zucht eingeschränkt. Schlappohren haben weniger offensichtliche Ausdrücke als Stehohren und ein kurzer / kein Schwanz weniger Möglichkeiten zu kommunizieren, als eine lange Rute. Auch gibt es bellfreudigere Rassen als andere, usw. usw.
Das heißt unsere Hunde müssen lernen, dass es andere Rassen und andere Ausdrücke gibt, um Missverständnisse in der Kommunikation zu vermeiden bzw. diese so gering wie möglich zu halten. Das erklärt auch, warum Hunde oft lieber mit der gleichen Rasse spielen – diese Art der Kommunikation und rassetypisches Verhalten kennen sie von Baby an 😇
Bellen & Knurren
Kommunikation bedeutet aber auch Bellen und Knurren. „Auseinandersetzungen“, kein generelles Spielverhalten mit jedem Artgenossen und ein „Abchecken“ des Gegenüber gehören grundsätzlich (und oft mit Beginn der Pubertät) zum Hund dazu. Und in einer so hundefreundlichen Stadt wie München, treffen unsere Hunde jeden Tag so viele Artgenossen – bei dem einen stimmt die Sympathie und bei dem anderen nicht. Und wenn das so ist, dann grüßt man sich eben als Besitzer und geht weiter.
Unsere Hunde sind auch zum Glück (je nach Rasse, Charakter und Erziehung) etwas toleranter als der Wolf, der z.B. gar keinen Konkurrenten in seinem Territorium dulden würde. Und auch bei Welpen haben viele Hunde gelernt sich zurück zu nehmen und etwas mehr zu tolerieren.
Welpenschutz
„Den Welpenschutz“ gibt es weder beim Wolf noch beim Hund. Wölfe lassen ihrem eigenen Nachwuchs im Rudel gewisse Freiheiten – erzogen werden sie trotzdem – und würden fremde Welpen jederzeit töten, um damit die Konkurrenz klein zu halten.
Auch bei unseren Hunden gibt es Exemplare, die Welpen einfach total doof finden oder sie tatsächlich „angreifen“
Und eine kurze Rücksprache mit dem Besitzer des anderen Hundes, wie dieser denn auf Welpen reagiert erspart unserem Welpen vielleicht eine blöde und (negativ-) prägende Erfahrung.
Ein Hund ist kein Wolf – und wir kein Hund
Wenn euch irgendjemand zu der Erziehung eures Hundes kommt mit „Das machen Wölfe aber auch so“ – bitte bitte informiert euch ausführlich über den neuesten Stand der Wissenschaft zu den Unterschieden zwischen Wolf und Hund und Erziehung, fragt eine Fachfrau oder Fachmann und z.B. „Alphawurf“ oder „Nackenschütteln“ sind keine zeitgemäßen Korrekturen 🙄
Je besser wir unsere und andere Hunde „lesen“ können, desto harmonischer läuft unser gemeinsames Leben.
Was uns auch schon zum nächsten Thema führt…
Der Kleine Hundeknigge
Wir wollen doch alle gut miteinander auskommen und Spaß mit unseren Hunden haben – mit anderen Menschen und mit anderen Hunde-Menschen 😉
Mit ein paar Basics könnt ihr entspannter unterwegs sein und zaubert dem ein oder anderen sogar noch ein Lächeln ins Gesicht.
Output
Dazu gehört, dass Hunde keine Häuserwände anpinkeln und erst Recht nicht den Kleiderständer oder Blumenkübel vor Geschäften, man die Hinterlassenschaften seines Hundes aufhebt und mitsamt Beutel bis und in den nächsten Mülleimer transportiert. Gerade in der Stadt kann es gar nicht so schnell „verrotten“, dass keiner rein tritt – auch im Gebüsch nicht. Denn der Nächste, der seinem Hund bzw. seinen Hinterlassenschaften ins Gebüsch folgt, um diese aufzusammeln, tritt bestimmt rein. Aber auch Kinder sollten durchs Gebüsch laufen, Blumen pflücken oder Kastanien sammeln können, ohne … ihr wisst schon. Wenn ich im tiefsten Wald unterwegs bin, ärger ich im Zweifel nur die Waldarbeiter – aber ganz ehrlich – in München sind das schon sehr seltene Plätze.
Jagen
Es gehört auch zum guten Ton, dass der Hund keine Radfahrer oder Jogger jagt, dem Kind nicht im vorbei Gehen das Eis aus der Hand klaut oder Passanten anspringt. Und auch, wenn mein Hund das alles vorzüglich beherrscht, leine ich meinen Hund an bzw. rufe ihn zu mir, wenn mich jemand darum bittet oder ich merke, dass das Gegenüber Angst hat.
Auch Gänse, Enten, Eichhörnchen oder Kaninchen und erst recht Pferde gehören nicht gejagt – auch wenn man der Meinung ist, dass der Hund „sie ja eh nicht erwischt“. Was macht das mit den anderen armen Tieren? Und vor allem in Bezug auf Pferde kann es auch ganz schnell nicht nur für Pferd und Reiter gefährlich werden, sondern auch für euren Hund, der von einem Huf getroffen wird.
Hunde- und Menschen-Begegnungen
Wenn euch ein angeleinter Hund begegnet, seid doch so vorbildlich – auch wenn es sich scheinbar immer noch nicht rum gesprochen hat – leint euren Hund auch an oder behaltet ihn (frei) bei euch, wenn er das kann. Wenn euer Hund doch „nichts tut“ und hört, ist es doch für euch ein Leichtes, ihn in dem Moment zu euch zu nehmen. Und euer Gegenüber wird euch dankbar sein, weil er gerade übt (z.B. Leinenführung), der Hund läufig, verletzt, alt ist oder auch der Mensch grade Kopfschmerzen oder „Rücken“ hat und einfach momentan keinen Kontakt oder Plausch will. Nach Absprache ist dann vielleicht trotzdem Kontakt erlaubt oder gewünscht. Also freut euch, dass euer Hund das alles schon gelernt hat, kein Problem mit anderen Hunden hat und ihr eurem Gegenüber den Tag versüßt durch eure Rücksichtnahme und euer Verständnis.
Und auch wenn sich 2 Hunde eben mal nicht leiden können (oft zwei unkastrierte Rüden im gleichen Revier), dann grüßt euch freundlich und sprecht euch ab – Nur weil sich diese Hunde nicht verstehen, heißt das nicht, dass der Mensch sich genau so verhalten muss.
In diesem Sinne – auf ein friedliches Miteinander 😉😎
Wie ihr merkt gehört einiges dazu… Jetzt aber nicht in Panik verfallen. Zum einen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und zum anderen braucht all das Zeit und Übung.
Wieviel, wie oft und wie lange übe ich mit meinem Welpen
Euer Hund wächst cool in sein Leben rein und entwickelt sich gut – wunderbar.
Erinnert ihr euch an den Anfang des Blogartikels? Dass Hunde immer lernen 😉
Genau. Und da das ganze Erlebte und Gelernte auch verarbeitet werden will brauchen Welpen aber auch erwachsene Hunde ca. 18-20 Stunden „Schlaf“ bzw. „Ruhe“ am Tag (sie schlafen nicht so wie wir Menschen).
Um euren Welpen nicht zu überfordern (seltener unterfordern), denkt an die „5-Minuten-Regel“ (nachzulesen im „Abenteuer, Erziehung, Ernährung – die ersten Grundbausteine für meinen Welpen“ Blog-Artikel).
Übt lieber mehrfach am Tag für ein paar Minuten, nicht 3 Mal am Tag für 30 Minuten und achtet auf „Ermüdungsanzeichen“ (wie z.B. vermehrtes Gähnen, über die Schnauze schlecken oder Kratzen). Dann lieber eine Pause einlegen. Setzt nicht jeden Tag aufs Neue ein neues Highlight, sondern wiederholt auch einfach mal oder übt auch schlicht mal das „nichts tun“.
Ein Beispiel:
Man will alles „richtig“ machen und übt mit seinem Welpen von Beginn an. Alle möglichen Tricks, jeden Tag woanders hin – ins Einkaufszentrum, die Innenstadt, Bahnhof, U-Bahn oder Zoo – und jede wache Minute gibt es Programm… Und jetzt brecht ihr euch ein Bein (oder noch schlimmer, euer Hund bricht sich ein Bein) und von heute auf morgen wird das „High-End-Full-Time-Bespaßungsprogramm“ herunter gefahren auf ein Minimum. Wenn euer Hund gelernt hat, dass er auch mal nicht „dran ist“ und nichts passiert, selbst wenn er wach ist und sich nicht alles 24 Stunden um ihn dreht, dann profitiert ihr alle davon.
Also entspannt euch, genießt auch eure Pausen – indoor und outdoor – und verbringt kuschelige Stunden miteinander 🥰
Fazit
Zusammengefasst bedeutet das, durch Hintergrundwissen ergeben sich euch so viel mehr fantastische Möglichkeiten, um euer gemeinsames Leben zu genießen und von Beginn an mehr Verständnis füreinander zu entwickeln.
Und wo immer wir dich und deinen Hund auf eurer Reise zu eurem individuellen Live · Explore · Together begleiten können, sind wir natürlich sehr gerne für euch da 😃